Samstag, 18. Mai 2013

Ein Herz für Autoren: Heidi Dahlsen


Seit heute bin ich Mitglied in der Patchwork-books-family und fühle mich so wohl wie schon lange nicht mehr. Auf Heidi Dahlsens kunterbunter Bücherseite sind nun auch meine Werke "Der Purpurschnitter",  "Hungerhaken", "Die Weihnachtsbraut" und "Nachtgefährten" gelistet. Sie tummeln sich unter wunderbaren Büchern von phantastischen Autorinnen und Autoren, haben sich bereits gut eingelebt.

Eine Augenweide, was Heidi sich da hat einfallen lassen! Aber auch ihre fb-Seite und die Homepage sind bemerkenswert und auf jeden Fall eine Besichtigung (oder auch viele Besichtigungen) wert. So viele Themen zum Reinschnuppern. Toll. Noch habe ich nicht alles erkundet, doch morgen geht es weiter. Bin schon sehr gespannt auf die unterschiedlichen Sparten im Bücherparadies. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Garantiert. Und ich süchtige Leseratte werde vermutlich die nächsten Tage zu nichts anderem kommen, als ein Buch nach dem anderen zu bestellen. Ach, wie ich mich darauf freue. Das wird ein herrliches Pfingstfest. Schließlich brauche ich mich an keine Ladenschlusszeiten zu halten und auch nicht unbedingt den Amazon-Versand abwarten. Nein: Einfach mit dem jeweils gewünschten Buch in den Warenkorb und auf PC-Lesen klicken. (Einen Kindle-Reader habe ich nämlich immer noch nicht, steht aber auf meiner Wunschliste ganz oben.) Bis es soweit ist, lese ich die Kindle-Bücher eben am PC. Geht übrigens wunderbar.

Nächste Woche kaufe ich dann mal Print-Ausgaben, sobald die Geschäfte wieder geöffnet sind. Natürlich fällt bei der Riesenauswahl die Entscheidung, welches Buch als nächstes gekauft wird, schwer. Klar. Aber zuerst kommt  "Seelenqual mit HappyEnd" von Heidi Dahlsen in den Warenkorb und dann "Frühlingserwachen" von der Autorengruppe WortWerk (beide auch an Feiertagen bei Kindle zu erwerben).
Mein Tipp an alle Freunde: Schaut einfach mal vorbei auf der "Startseite-paradies-fuer-leserattens Webseite".
Es lohnt sich. Wahrscheinlich seid Ihr genauso begeistert wie ich!!!





Frohe entspannte Pfingsttage wünsche ich Euch allen! Und Dir, liebe Heidi, nochmals vielen Dank fürs Aufnehmen in die family!

Herzlichst
Eure Gloria



Dienstag, 14. Mai 2013

Der Duft der Heimat

Vor vielen Jahren wanderte meine Schwester nach Spanien aus. Dort an der Costa Blanca scheint fast immer die Sonne, der Himmel lacht blau, das Meer liegt nur fünf Minuten von ihrer Finca entfernt, und überall winken Palmen verheißungsvoll. Ich blieb zurück im kalten, regnerischen Deutschland und träumte mich in nächtlichen Stunden zu ihr nach Süden. Täglich hörte ich Roy Blacks Song, dass Träume wie kleine Züge seien. Sobald mich die Sehnsucht nach meiner einzigen Schwester übermannte, setzte ich mich  in jene kleinen Züge, die mich gedanklich zu ihr in die glühende Hitze trugen und sang dann laut vor mich hin: "Die Sonne scheint bei Tag und Nacht. Eviva Espana!"

Wenn ich sie besuchte, genoss ich die spanische Mentalität, die sich doch sehr angenehm von dem preußischen Pflichtgefühl und strenger Disziplin abhebt. Die Menschen sind freundlich, fröhlich, ruhen während der langen mittäglichen Siesta, feiern gern und viel. Fragt man sie, ob sie ihr Tagwerk bereits vollendet haben, schmunzeln sie und sagen abwinkend: "Manana, manana."

Wie oft wünschte ich mir auch solch sorgloses unbeschwertes Leben und trug mich mit der Eingebung, es ihr gleich zu tun und Deutschland den Rücken zu kehren, um frei von Arbeit und Fron die schönen Seiten des Lebens auszukosten. Ehemann, Kinder, die kranke Tante im Haus und unsere vielen Tiere, die wir aufgenommen hatten, hinderten mich daran. Und  mein Beruf als Altenpflegerin, dem ich täglich nachzugehen hatte.Aber die Sehnsucht nach dem Land, wo Zitronen und Orangen blühen, blieb.

Sonntag war Muttertag. Und natürlich hatten meine Schwester und ich ein langes Telefonat, in dem wir uns gegenseitig zum Muttertag gratulierten. Unsere eigene Mutter konnten wir nicht mehr mit Glückwünschen erfreuen, da sie schon lange in kühler Erde ruht. Wir sprachen über unsere Kindheit und unsere nahen Verwandten, die alle bereits das Zeitliche gesegnet haben. Als letzte Schwester meiner Mutter ging meine bei mir lebende Tante im Herbst für immer. Die Trauer sitzt tief, ist noch längst nicht überwunden. Mitten im Satz brach meine Schwester plötzlich in Tränen aus, schluchzte, dass sie die Heimat vermisse, besonders seit ihr Ehegatte vor vier Jahren starb. "Du hast es gut", seufzte sie, "kannst den Duft von Ginster und Flieder im Garten unserer Familie atmen. Ich aber bin eine Fremde in diesem Land."

Unser Telefonat ging mir nicht aus dem Kopf. Mit offenenen Augen machte ich mich auf den Weg zum Friedhof, schmückte die Gräber der Verstorbenen mit frischen Blumen und saugte den Geruch der Frühlingserde tief in meine Lungen. Nie zuvor habe ich ihn so intensiv wahrgenommen. Auf dem Rückweg sah ich überall die Geister der Vergangenheit. Die Ilseder Hütte, die früher allen Menschen der Umgebung Arbeit und Brot gegeben hatte, existiert schon längst nicht mehr. Jetzt steht ein Altenheim dort, wo früher die Loren das Erz zu den Hochöfen transportierten, Polizeiwache, Geschäfte, kleine und größere Betriebe und Freizeitanlagen bedecken das riesige Gelände, auf dem das Erz geschmolzen wurde und lange Schornsteine, die unaufhörlich rauchten und den Himmel mit braunen Wolken am helllichten Tag verdunkelten, in den Himmel ragten. "Es stinkt hier ja fürchterlich", stöhnten die Zugezogenen, für uns bliesen sie den schönsten Duft der Welt in Kindernasen. Das Casino, zu dem nur Direktoren, Ingenieure und handverlesene Gäste Zutritt hatten, ist abgerissen, ebenso der Bahnhof. Auch hier breiten sich Läden aus, als hätten sie schon von jeher  Bleiberecht. Der Tagebau, in dem wir als Kinder herumkraxelten, ist geflutet worden, der Erzberg, den wir unzählige Male "erklommen", dem Erdboden gleich gemacht. Nichts ist mehr, wie es war. Und trotzdem hörte ich am Sonntag im Geist das Heulen, der Sirene, die morgens um sechs den Arbeitsbeginn, um zwölf die Mittagspause und um achtzehn Uhr den Feierabend lautstark verkündete. Von überall her blitzten mir Augen der Menschen meiner Kindheit entgegen - and the green, green grass of home ziert noch immer den Wiesenweg, wo wir als Kinder spielten, Klatschmohn und Kleeblüten pflückten und uns Kränze daraus flochten, um sie wie Kronen auf dem Kopf zu tragen.

HEIMAT! Welch wundersames Wort. Langsam, ganz langsam ging ich die altvertrauten Gassen und Straßen zum Haus, das mein Urgroßvater erbaut hat. Ja, im Garten blühten Flieder, Ginster und Vergissmeinnicht .... und sie dufteten nach Kindheit und Glück. Ich öffnete die Eingangstür, verweilte auf der Schwelle. Hier sind mein Großvater und seine Geschwister aufgewachsen. Hier hat er meine Großmutter geheiratet und hier wurden meine Mutter, ihr im Krieg gefallener Bruder und ihre beiden Schwestern geboren. Mama wurde aus ihrem Elternhaus tot hinausgetragen und Ende Oktober meine Tante, die letzte der Geschwister. Aber ich weiß, alle Seelen meiner Ahnen sind um mich versammelt, mitunter machen sie sich durch einen Luftzug oder  ein umfallendes Gefäß bemerkbar. Dann lächle ich dankbar. Nie und nimmer werde ich unser Familiendomizil verlassen, durchzuckte es mich, als ich von meinem Streifzug durch die Vergangenheit heimkam. Erst der Purpurschnitter, der schon so viele Verwandte hinaustrug, wird auch mich in ein noch schöneres Zuhause mitnehmen. Bis dahin beibe ich - und halte die Stellung.

Wer weiß, vielleicht hilft mir ja eines Tages mein kleines Schwesterlein dabei ... kommt zurück aus der Ferne, die ihr niemals das Vaterland ersetzen kann. Ich hoffe und harre!